Da und die Baufirma

Also, das habe ich mir eigentlich ganz anders vorgestellt. Ein Haus bauen ist nicht so schwierig. Man geht zu einem Architekten. Bespricht die Wünsche mit ihm und dann geht es los. Ja, ja. Bei uns ging das so:Zuerst haben wir uns einige Häuser angeschaut. Sich inspirieren lassen. Schöne Häuser. Immer die Frage nach dem Preis. Na ja, eigentlich recht günstig. Wer hat das gebaut? Ach so. Ja von dieser Baufirma haben wir schon gehört. Alles selber ausgedacht? Gute Ideen! Mensch ist das schön…usw.

Am Abend den Kopf voller guter und weniger guter Eindrücke. Ja, dieses Haus dort, hat uns gefallen. Nicht zu gross und auch recht günstig. Wir werfen die zuhause in der Schweiz gemachten Pläne über den Haufen und beginnen neu. Ich zeichne mit dem Computer. Und verwerfe. Zeichne neu. Welche Version ist jetzt die richtige? Irgendwann habe ich das Parterre und das Obergeschoss fertig. Damit kann zwar eine Baufirma nichts anfangen. Aber es ist besser als alles erklären zu müssen.

Mit diesen Zeichnungen hausieren wir bei verschiedenen Firmen. Irgendwann sitzen wir einem sympathischen Mann gegenüber. Ein Chinese. Sieht man sofort. Er ist der Chef dieser Baufirma. Aber von Architektur hat er keine Ahnung. Er ruft seinen Bauleiter. Der hat scheinbar schon mal Baupläne gesehen. Er versteht meine Zeichnungen so ungefähr. Ich frage: was wird das kosten? Der Chef: Das müssen wir rechnen. Kann ich verstehen. Ich denke mir, die müssen sowieso noch richtige Baupläne zeichnen und gehe nach Hause.

Am nächsten Tag gehen wir wieder hin. Er hat auf meinen Zeichnungen rumgesudelt. Bemerkungen gemacht, Masse eingezeichnet. Und nennt den Preis. Nicht schlecht, denke ich. Aber ich möchte auch wissen, was wir dafür bekommen. Baudetails, Wandstärken, Elektroplan, Dachkonstruktion etc. Aber das haben die nicht. ‚Wir können Ihnen ein Musterhaus zeigen. Das ist so gebaut, wie Ihr Haus sein wird.’ Okay, besser als gar Nichts. Wir gehen schauen. Ja, das sieht gut aus. Ich denke das ist in Ordnung. Aber ich möchte es schriftlich. Ja, ja, sagt der Chef. Können Sie haben! Wir sind zufrieden. Ich denke, jetzt wird endlich ein Plan gezeichnet.

Nach ein paar Tagen lädt uns der Chef zu einer weiteren Besprechung ein. Aber ich sehe immer noch keinen Plan. Ich frage mich langsam, wie wollen die denn bauen? Aber eben, solche Fragen stellt man hier lieber nicht. Ich denke mir, die haben ja auch schon Häuser gebaut. Und die sehen alle auch wie Häuser aus…
Wir einigen uns auf Ausbaudetails und so. Und gehen in ein Wat ungefähr eine halbe Stunde Autofahrt. Warum so weit? ‚Wir gehen immer dorthin’, sagt meine herzallerliebste kleine Frau Da. OK. Wieder ein ‚warum’ das ins Leere geht. Jetzt wird ausgiebig mit dem Abt über unser Haus diskutiert. Der nimmt ein leeres Blatt, zeichnet ein Haus nach seinen Vorstellungen. Legt die Himmelsrichtungen fest, wo die Schlafzimmer zu sein haben und wo der Eingang sein muss….usw. Die Anzahl der Säulen im Haus muss eine gerade Zahl sein. Sagt der Luang Por. Warum, sagt er mir nicht. Ist einfach so. Und er sagt auch, wann wir mit dem Hausbau beginnen müssen: Donnerstag, 9. November 09:19.
Jetzt habe ich also einen neuen Plan, auch die Uhrzeit des Baubeginns ist festgelegt. So geht das latürnich nicht, sage ich zu meiner herzalllerliebsten kleinen Frau Da. Ja, ja, beschwichtigt sie mich. Das mit dem Plan ist nur wichtig für die gerade Anzahl der Säulen im Haus. Was haben die immer mit ihren Säulen?

Am nächsten Tag fragt mich meine herzallerliebste kleine Frau Da ‚wieviele Säulen hat eigentlich unser Haus?’. Oh je, ich hatte schon im Wat im Kopf gezählt und war auf eine ungerade Zahl gekommen. Ich schwindle und sage: 14. Sie ist zufrieden. Aber das mit dem Baubeginn muss genau so sein, wie der Luang Por gesagt hat. Darauf besteht sie. Kein Problem, denke ich mir. Wenns Nichts nützt, so schadets auch Nichts.

Es ist Montag, 6.11. Am Tag nach der Hochzeit von Pom. Auf unserem Land ist noch nicht viel passiert. Aber wir wollen doch das Haus 150 cm anheben…. Jetzt muss Action her. Der Bauleiter kommt mit einem Gehilfen auf das Grundstück. Fragt wohin kommt das Haus. Ich deute auf die Stelle. Ungefähr. Jetzt rennen die mit dem Massband durch die Pampa. Stecken Aeste in die Erde. Versetzen sie wieder. Und sagen irgendwann, wir sind fertig.

Ich wundere mich, weil der immer noch nur meine Zeichnungen in der Hand hält. Ich bin irgendwie zu müde um nochmal ‚warum’ zu fragen…. Der weiss schon, was er macht. Ich traue der Sache aber nicht ganz und will selber nachmessen. Das ist ja weit weg vom Rechten Winkel, stelle ich fest. Irgendwie trapezförmig oder so. Ich versetze die Eckpfosten bis es ungefähr ein Rechteck ergibt. Der Bauleiter ist zufrieden. Wir auch.

Irgendwie organisiert meine herzallerliebste kleine Frau Da, dass wir Erde bekommen. Jetzt rollen pausenlos Lastwagen mit Erde an. Eine Planierraupe sorgt für die richtige Verteilung. Der Boden wächst. Die ganze Nacht durch wird gearbeitet. Mit dem entsprechenden Lärm. Die armen Nachbarn! Am Morgen um 5 sind wir fertig. 150 cm höher. Und eben. Sogar waagrecht. Ich wundere mich.

Die Bauleute kommen und fangen an, auf dem Bauplatz einen Holzrahmen zu stecken. Nägel werden eingeschlagen, Schnüre gespannt, Pfosten eingeschlagen. Der Bauleiter gibt seine Anweisungen. Irgendwann fangen einige Leute an, wie wild Quadratmeter grosse Löcher in den Boden zu graben. Mit Hacke und blossen Händen. Zwei Meter tief. Insgesamt 13. Für die tragenden Säulen. Ich hoffe, meine herzallerliebste kleine Frau Da kommt nicht auf die Idee, sie zu zählen…

Es wird Kiesel und Sand abgeladen. Ein Zementmischer installiert. Es ist Mittwoch abend. Meine herzallerliebste kleine Frau Da ist sehr nervös. Für den Baubeginn morgen müsse wir noch die Leute einladen. Da wird mit der Familie telefoniert, Nachbarn besucht, der Chef der Baufirma informiert. Ich schaue, dass ich nicht in der Schusslinie bin, und lasse der Sache ihren Lauf.
Donnerstag, 9. November. Meine herzallerliebste kleine Frau Da weckt mich um 6. Aufstehen! Sie muss auf die Baustelle. So früh? Um 7 Uhr fahren wir hin. Die Bauleute sind schon da. In den zwei westlichsten Säulenlöchern sind die Eisenskelette bereits westwärts geneigt eingelegt. Festlich geschmückt. Meine herzallerliebste kleine Frau Da hatte gestern das ganze Gold der Familie eingesammelt. Das hängt jetzt an diesem Eisen. Mit farbigen Bändern. Und einem Bananen- und Zuckerrohrschössling angebunden. Sieht festlich aus. Die Nahbarn haben Kokosmatten ausgebreitet. Teller stehen parat. Mat ist mit seinem Pickup mit grossen Körben mit Essen vorgefahren. Die Schwestern bringen Palmzweige und Blumen. Es sind viele Leute auf dem Rasen nahe der Baustelle. Alle schauen auf die Uhr. Noch 30 Minuten. Der Chef der Baufirma kommt. Mit seinem BMW.

Wir versammeln uns um die westlichste Säule. Zählen die Sekunden. ‚3…2…1’. 9 Uhr 19! Alle fassen das Eisenskelett an und richten es gemeinsam unter kräftigem Gebrüll auf. Im Loch steht ein Bauarbeiter mit Zement. Das Eisen wird ungefähr senkrecht fixiert. Die zweite Säule wird auch aufgerichtet. Ebenfalls mit grossem Geschrei. Und alle fassen wieder mit an. Wir werfen Münzen in die beiden Löcher. Und Blätter. Das bringt Glück und Wohlstand.

Jetzt geht’s zum Essen. Alle Sitzen am Boden auf den Kokosmatten. Essen, was angeschleppt wurde. Trinken Cola oder Wasser. Lachen und sind fröhlich. Das war also der Baubeginn. Der Chef sagt mir noch, dass ich jederzeit zu ihm kommen könne, wenn irgendein Problem auftaucht. Und fährt mit dem BMW davon. Und ich hoffe, dass die alle wissen, was sie tun….

Fortsetzung folgt!

 

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