Die digitale Kluft in Thailand

Laut einer Studie des Asean-Verbandes ist Thailand (hinter Singapur und Malaysia) industriell am stärksten entwickelt.

Dazu trägt neben der Auto- auch die Agroindustrie bei, die bezüglich Verwertung und Veredelung landwirtschaftlicher Erzeugnisse in Asien führend ist und einen Umsatz von rund 25 Mrd. $ generiert.

Doch die Herausforderungen sind bekannt: Das Königreich muss seine Grundlagen weiter verbessern, um am industriellen Aufschwung Asiens teilzuhaben und in den Rang einer wissensbasierten Volkswirtschaft aufzusteigen. In diesem Zusammenhang ist jüngst eine Studie der Asiatischen Entwicklungsbank veröffentlicht worden. In einer entsprechenden Rangliste ist Thailand hinter China, Malaysia, Indonesien und Indien klassiert.

Defizite im Bildungssystem, die in dem UNDP-Human-Development-Bericht alarmierend als Anlass zur Besorgnis umschrieben werden, tragen dazu bei, dass Thailand trotz ansprechender wirtschaftlicher Entwicklung beim Human-Development-Index (HDI) nur den 103. Platz (von 186 Nationen) belegt. Der IT-Sektor ist unterentwickelt, und aufgrund des gesellschaftlichen Gefälles und der damit zusammenhängenden ungleichen Bildungschancen droht die «digitale Kluft».

Der Begriff digitale Kluft taucht seit Mitte der 1990er Jahre in der öffentlichen Diskussion auf. Der Begriff steht für die These beziehungsweise Befürchtung, dass die Chancen auf einen Zugang zum Internet und die anderen Informations- und Kommunikationstechniken ungleich verteilt und stark von sozialen Faktoren abhängig sind und dass diese Chancenunterschiede ihrerseits gesellschaftliche Auswirkungen haben. Mit anderen Worten: Wer Zugang zu modernen Kommunikationstechniken hat, hat bessere soziale und wirtschaftliche Entwicklungschancen.

Thailand gehört damit zu jenen Ländern, die durch die Middle-Income-Falle bedroht sind. Sie betrifft jene Schwellenländer, deren Produktivitätsfortschritte mit der Lohnentwicklung nicht mithalten und die damit für Investoren unattraktiv werden…

Damit diese Kluft verhindert werden kann braucht es dringend Investitionen in das marode Bildungssystem.

Mit dem Putsch vom Mai 2014 ist in Thailand politisch wieder Ruhe eingekehrt. Stabilität herrscht deswegen aber noch nicht.

Die Machtergreifung der Generäle zeigt eher, dass Thailand auch für Investoren weniger berechenbar ist, als es bisher den Anschein machte. Das Eingreifen starker Hände wird in in- und ausländischen Industriekreisen zwar durchaus wohlwollend kommentiert aber der Übergang zu einem demokratischeren Regime steht genauso wenig fest wie der wirtschaftspolitische Kurs der neuen Regierung unter Ministerpräsident Prayuth Chan-ocha.

Ich bin auf jeden Fall gespannt, wie sich das Land weiter entwickelt…

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