Die Reise nach Pinang

Vor meiner Abreise nach Thailand habe ich mir vorgestellt, dass ich das Drei-Monats Visum für Thailand hier vor Ort erhalten kann. So reisten wir am Morgen früh nach Bangkok. Und sprachen beim Immigrationoffice vor. Eine grosse Schalterhalle. Von den hinter den Schaltern sitzenden Beamten sieht man nur die Frisur. So hoch sind diese Theken. Okay, wir gingen nun zu so einem Beamten und uns wurde sofort bewusst, dass wir in seinen Augen kleine Würstchen sind. Unfreundlich weist er auf die notwendigen Formulare hin. Wahrscheinlich ist dieser Mensch der Sprache nicht mächtig. Er deutet lediglich mit ein paar tierischen Lauten auf die auszufüllenden Stellen und wendet sich anderen Arbeiten zu. So stehen wir nun frustriert da und wissen noch nicht so genau, was die von uns wollen. Nun gut. Wir geben die ausgefüllten Formulare – Visaantrag für 3 Monate – dem Beamten zurück, bezahlen 500 Baht und warten und warten. Er winkt uns zu sich. Gibt meiner herzallerliebsten kleinen Frau Da meinen Pass wortlos zurück. Ich schaue hinein. Sehe aber nur eine Verlängerung um 10 Tage.

Jetzt platzt mir der Kragen. Ich spreche seinen Kollegen an einem anderen Schalter auf Englisch an. Der ist dieser Sprache scheinbar soweit mächtig, dass er mich verstehen kann. Ich weise freundlich aber bestimmt auf unser Problem hin. Klopfe dann noch ein paar doofe Sprüche. Das kann ich ja so gut…. Auf jeden Fall ist dieser Beamte bedeutend freundlicher und weist mich darauf hin, dass wir in Thailand selbst kein Residenzvisum für drei Monate erhalten können, sondern zu diesem Zweck bei einer Thai-Botschaft im Ausland vorsprechen müssen. Die Verlängerung kann ich dann jeweils bei ihm formlos einholen. Das tönt ja schon recht gut.

Wir verlassen den Ort des Grauens mit einem Liedchen auf den Lippen in Richtung Uebersetzungsbüro vis-a-vis. Die dort kennen das schon. Sehen wohl täglich Leute, die irgend ein Formular auf thailändisch übersetzen lassen wollen. Wir geben die Heiratsdokumente ab. In einer Woche sind sie übersetzt und werden uns per Post nach Hause geschickt. Prima!

Ich habe meiner herzallerliebsten kleinen Frau Da versprochen, dass wir ein paar Tage irgendwohin fahren. Einfach so. Jetzt haben wir sogar einen Grund. Wir verbinden das mit der Visum-Geschichte.

Die Entscheidung fällt auf Pinang, ein Touristenort im Norden von Malaysia. Hat auch ein Konsulat. Und ist nicht so weit. Die Tickets sind schnell gekauft und am 15.11. abends gehts ab nach Pinang. Flugzeit keine 2 Stunden.
Spät am Abend kommen wir an. Die haben eine Stunde später als Thailand. Die Einreise in diesem modernen Flughafen geht rationell und zügig. In Tücher gehüllte Moslem-Damen erledigen die Passkontrolle. Sie sitzen vor PCs mit Windows-Oberfläche. Ziemlich modern. Ich staune. Ich schleppe unseren Koffer vor das Terminal auf die Vorfahrt. Ich habe meiner herzallerliebsten kleinen Frau Da doch gesagt: nur wenig Kleider. Was hat sie wieder alles mitgenommen. Seufz! Ich rufe ein Taxi. Wir fahren nach Pinang. Ungefähr 45 Minuten. Ich habe keine Ahnung wohin. War noch nie hier. Also frage ich den Taxifahrer nach einem guten Hotel. Vielleicht mit 4 Sternen oder so. Wissend nickt er. Sagt ‚Okay’. Ich denke, er hat mich verstanden.

Es ist schon nach Mitternacht als das Taxi vor einem heruntergekommen Gebäude anhält. Angeschrieben ist Hotel Exotica oder so. Wir sind müde. Denken der Schein trügt vielleicht und klettern aus dem Taxi. Der äussere Schein trügt nicht. In der ‚Eingangshalle’ schläft ein Malayer auf einem Feldbett. In einer Ecke sitzen zwei am Boden und spielen irgend ein Spiel. Ich will zuerst das Zimmer sehen. Grauenhaft. Zwar sauber aber kein Fenster, Schrank Modell Erster Weltkrieg. Der hat auch schon bessere Tage gesehen. Das ‚Badezimmer’ eine Abstellkammer. Kanalisation am Boden quer durch den Raum. An der Decke eine verrostete Dusche. So habe ich mir immer die in den Jerry Cotton Romanen beschriebenen Kaschemmen vorgestellt.

Okay, wir sind müde und morgens um inzwischen 2 Uhr möchte ich nicht noch weitere Erkundungen machen. So beschliessen wir, eine Nacht zu bleiben. Wir schlafen in den Kleidern so gut es geht, weil wir die Tür nicht richtig schliessen können. Auch die Badezimmertür kann nur durch Einklemmen einer Illustrierten aus dem Flugzeug in geschlossener Stellung gehalten werden.
Am nächsten Morgen stehe ich bereits um 6 Uhr wieder vor dem Hotel. An Schlaf war nicht zu denken. Irgendwer hat die ganze Nacht fürchterlichen Lärm gemacht. Meine herzallerliebste kleine Frau Da steht neben mir. Wir wählen eine Himmelsrichtung und ziehen los. Gleich um die Ecke lacht und die Eingangshalle des Cititels entgegen. Ein sehr gutes Hotel. Wir sehen uns an. Kein Wort!
Das Zimmer ist schnell gebucht. Erstklassiges Zimmer. Wir gehen schlafen….
Am Nachmittag sehen wir uns Pinang bei Tag an. Wir heuern ein Taxi und lassen uns die Gegend zeigen. Wirklich schön hier. Die Leute sind nett und gesprächig. Während der Fahrt erklärt mir der Taxifahrer in gutem Englisch alles was ich wissen und nicht wissen will über Malaysia und Pinang.

Am nächsten Morgen fahren wir zum Konsulat. Jede Menge Leute. Aus allen erdenklichen Ländern. Man spricht miteinander während man wartet. Formular ausfüllen. Fotos beilegen. Fotos? Habe ich keine. Also mit einem der bereitstehenden Taxis in die Stadt zum Fotografen. Die kennen das Problem offenbar. Schnell zurück und Foto abgeben. 110 Ringgit hinblättern, so ca. 50 Franken. Am nächsten Tag kann ich mein Visum abholen. Alles scheint prima zu klappen.

Wir gehen in ein Restaurant essen. Vorzüglich. Ueberhaupt fällt mir auf, dass hier in Malaysia alles sehr sauber ist. Auch der Lärmpegel ist sehr niedrig im Vergleich zu Thailand. Auch die Luft ist sauber. Kein Gestank. Kein Diesel-Qualm. Wir gehen wieder auf Tour und am Abend in einem feinen Restaurant essen.

Am nächsten Morgen holen wir das Visum. Ich staune. Ein ganzes Jahr kann ich nach Thailand ein- und ausreisen. Kein Problem. Ich freue mich. Alle haben gesagt, das erste Visum ist immer nur für 3 Monate. Nicht bei mir. Wahrscheinlich haben dem Beamten in der Botschaft meine dummen Sprüche Eindruck gemacht oder so. Auf jeden Fall ist alles bestens gelaufen.
Im Taxi zurück sage ich dem Fahrer, er soll uns beim besten Restaurant der Stadt abladen. Wirklich dem Besten und Teuersten. Wir wollen das Jahresvisum feiern. Der sagt: Okay. Ich denke er hat mich verstanden. Nach einer längeren Fahrt halten wir vor dem ‚Kentucky schreit Ficken’ (oh sorry, ich habe da wahrscheinlich ein paar Werchstaben verbuchselt….). Ich denke mir noch, ich gehe sofort in einen Englisch-Kurs. Mich versteht hier offenbar keiner. Vielleicht war das auch der Grund für das aussergewöhnliche Visum…
Wir gehen trotzdem bei KFC essen. Es schmeckt nicht schlecht. Wir lachen über das Erlebte und haben es gut. Den Abend verbringen wir am Meer in einem Cafe. Das Wetter ist leider schlecht. Es regnet. Trotzdem sind wir glücklich. Meine herzallerliebste kleine Frau Da vor allem.

Am Samstag fliegen wir zurück nach Bangkok. Ploy, die Tochter von Da, erwartet uns schon am Flughafen und wir gehen ins Bentley Pup Mittagessen. Der Bus nach Korat braucht ungefähr 3 Stunden. Unterwegs zeigen sie einen lustigen Film. Der ganze Bus grölt schenkelklopfend. Ich finde den Film eher blöd als lustig. Aber die Thais lieben es einfach. Slapstick ist angesagt. Schlafen kann ich in dem Lärm sowieso nicht. Also schaue ich aus dem Fenster. Das ist lustiger als dieser Film. Denn wir befinden uns mit dem Bus ja inmitten des thailändischen Strassenverkehrs…

UB.

 

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