Wie ich zu einem Jahresvisum kam…

Am 1. Juli 2004 sind wir in Thailand angekommen und mein „Non-Immigrant Visum, Category O“, welches auf der thailändischen Botschaft in Bern für 80 Franken ausgestellt worden war, ist grundsätzlich noch bis zum 28. September gültig.

Meine Frau benötigte kein Visum, da sie gebürtige Thailänderin ist und mit dem Thai-Pass einreiste. Allerdings zeigte sie bei der Einreise ihren neuen thailändischen Reisepass vor, welchen sie auf der thailändischen Botschaft in Bern hatte machen lassen. Logischerweise war in diesem neuen Pass kein Ausreisestempel von Thailand vorhanden und man verlangte deshalb den alten Pass, welchen sie glücklicherweise bei sich hatte. Nach einigem Hin und Her und überprüfen der Papiere durfte sie schliesslich auch einreisen.
Um ja nichts falsch zu machen fuhren meine Frau und ich vor vierzehn Tagen zum Immigration-Office in Pattaya und erkundigten uns nach den benötigten Papieren für ein Jahresvisum. Wir hatten ja verschiedenes gehört, u.a. dass man 800’000 Baht auf einem Bankbuch vorweisen müsse (immerhin über 25’000 Franken).

Ich erklärte dem Beamten mit den 2 breiten goldenen “Nudeln“ auf der Uniform, dass wir verheiratet seien, dass ich pensioniert sei und dass ich jetzt gerne mit meiner Frau hier leben möchte. Daraufhin händigte er mir zwei Antragsformulare aus und erwähnte die erforderlichen Beilagen, welche da wären: 1 gültiger Reisepass, 2 Passfotos, ein Arztattest, eine von der Botschaft beglaubigte Rentenbescheinigung und natürlich die 2 Antragsformulare.
Er erkundigte sich nach meiner monatlichen Rente und als ich ihm den Betrag in Baht nannte, machte er fast den dreifachen Rückwärtssalto mit einer dreiviertel Schraube. Das genüge bei weitem, meinte er, aber ich solle doch noch das Bankbüchlein mitnehmen, auch wenn nur 1’000 oder 5’000 Baht drauf seien. Zum Schluss händigte er mir ein Papier aus, auf welchem die benötigten Unterlagen noch einmal aufgeführt waren (sie deckten sich nicht ganz mit den mündlichen Angaben), und wir waren entlassen.

Als erstes musste ich mir nun die Beglaubigung der Rentenbescheinigung organisieren. Die Bescheinigung selber hatte ich von der Schweiz mitgenommen. Mir stank es gewaltig nach Bangkok zu fahren, nur um das Papier abzugeben und es dann einige Tage später wieder zu holen. Also erkundigte ich mich per E-mail bei unserer Botschaft, ob ich das Papier auch per Post senden und wie ich die Gebühr bezahlen könne.

Abgesehen von einer Empfangsbestätigung, welche bereits nach einigen Minuten eintraf (eine Empfangsbestätigung hinterlässt immer einen guten Eindruck und es würde nichts schaden, wenn sich alle Instanzen und Unternehmen, auch in der Schweiz, dieses Mittels bedienen würden), erhielt ich bereits am nächsten Tag die Mitteilung, dass ich das Originalpapier per Post senden und die Gebühr von 1’270 Baht, inkl. 30 Baht für das Rückporto, per Postmandat überweisen könne.
Also spazierten meine Frau und ich am nächsten Tag nach Naklua um nach einem Kopierladen zu suchen. Wir fanden ein solchen nicht weit von uns an der Hauptstrasse. Ein nettes Girl war froh, aus dem “Vorsichhindösen“ erlöst zu werden und fertigte für 1 Baht eine Kopie der Rentenbescheinigung an. Ich wollte ja in meinen Unterlagen wenigstens noch eine Kopie der Rentenbescheinigung haben.

Nach dem Kopieren widmete ich mich noch der Katze (nein, nicht der zweibeinigen; ich bin ja schliesslich verheiratet). Ich mag Katzen sehr (meine Tochter hat vier davon) und als Katzenliebhaber habe ich das Gefühl, in Thailand zu kurz zu kommen. Man sieht zwar eine jede Menge Hunde – Doggy, der Hund von Urs hat mich sogar gebissen; wahrscheinlich war es ihm zu warm und er wollte nicht berührt werden, oder meine Bierausdüstung war zu stark oder ich habe die falsche Sorte Bier getrunken; es gibt ja jetzt neu „Pferde“-Bier und bis jetzt kannte er nur den „Löwen“ und den “Elephanten” – aber Katzen sind Mangelware.

Im Kopierladen hatten sie eine wunderschöne junge Katze mit einem Fell in verschiedenen Brauntönen und weissen Pfoten. Ich konnte es nicht lassen, die Katzen ein wenig zu streicheln und zu „wuuschen“.
Vom Kopierladen gings zur Post um die 1’270 Baht für die Botschaft loszuwerden. Als erstes zogen wir eine Nummer, wobei sich die Schachtel mit den Nummern auf der dem Eingang gegenüber liegenden Seite (8 Meter) befindet, gleich neben dem Fernseher. Man sieht die Schachtel gut, wenn nicht gerade jemand davor oder vor dem Fernseher steht und man bereits einmal dort war. Immerhin, sie kennen das Nummernsystem!

Also, Nummer gezogen und nach einem Zettel für die Geldüberweisung Ausschau gehalten. Keiner mehr da! Also zu einem Schalter und nach einem Zettel gefragt (für das Dazwischenreden benötigt man keine Nummer). Zettel wird ausgehändigt, mit 3 Kreuzen. OK, habe verstanden.

Ab zum Tisch und ausfüllen (ganz einfach! Absender, Empfänger und Betrag eintragen, fertig), mit dem andern Auge immer auf den Bildschirm (nicht den Fernsehschirm) schielend um die Nummer nicht zu verpassen. Die Nummern werden zwar gleichzeitig auch ausgerufen, aber man muss es zuerst verstehen (ich glaube ich gehe mal zur Uebung einen Tag in die Post).

Nach kurzer Zeit wurde unsere Nummer aufgerufen. Also auf zum richtigen Schalter, Zettel abgeben und auf die Frage, wieviel man einbezahlen will, die richtige Antwort geben (sollte mit der Zahl auf dem Zettel übereinstimmen: diesen Test habe ich problemlos bestanden). Normal oder Express? Ich wählte Express, worauf ich neben den 1’270 Baht noch weitere 32 Baht abliefern durfte. Die Maschine ratterte und ich erhielt einen Zettel im Doppel sowie ein Couvert ausgehändigt. Hier, hier und hier ausfüllen, lautete der Befehl. Verstehe nicht, antwortete ich, nahm die Papiere und verzog mich zum Aktenstudium. Schliesslich dämmerte mir, dass ich auf dem Zettel und auf dem Couvert nochmals Absender und Empfänger eintragen musste. Also mache ich das und gehe wieder zurück an den Schalter (ohne Nummer). Der Zettel wird ins Couvert gesteckt und dem Empfänger zugestellt. Das Doppel des Zettels erhalte ich als Quittung. Aha, so also funktioniert das System. Wieso musste ich eigentlich 32 Baht Porto bezahlen und auf dem Zettel steht nur 31 Baht? Wo bleibt da der eine Baht?

Von der Post geht’s über den Kopierladen (Quittung kopieren, Katze streicheln) nach Hause. Brief an Botschaft schreiben, Original Rentenbescheid und Kopie der Quittung ins Couvert legen (man weiss ja nie). Am nächsten Morgen erneut Wanderung zur Post und ab geht die Post.

Vier Tage später bin ich bereits im Besitz der beglaubigten englischen Renten- bescheinigung. Bravo Herr Schneider von unserer Botschaft. Wenn alle Leute so arbeiten würden!!

Jetzt benötigte ich den ärztlichen Attest gemäss den thailändischen gesetzlichen Bestimmungen, in welchen es wahrscheinlich heisst, dass ein Ausländer “gsung u gfrässig“ sein muss und dem Steuerzahler nicht zur Last fallen wird. Auf dem Immigration-Office hatte ich erwähnt, dass ich ins Bangkok-Pattaya Hospital (wo sie mich ja schon kennen) gehen würde um den Attest machen zu lassen, worauf der Beamte meinte, dort koste es 300 Baht und dies sei zu teuer. Also wanderten wir wieder nach Naklua und suchten einen Arzt auf, bei welchem meine Frau früher einmal gewesen war. Nach ein paar Minuten warten wurden wir ins “Unterhaltungszimmer“ geführt. Unterhaltungszimmer deshalb, weil wir uns mit dem Arzt über die Schweiz, seine kürzliche Reise nach Deutschland, Holland und Belgien (seine Tochter ist in Deutschland verheiratet) und die Schweiz unterhielten. Zwischendurch schnell den Blutdruck gemessen. OK. Bestätigung ausgefüllt und 50 Baht hingelegt (nicht einmal 2 Franken für eine halbstündige Arztkonsultation; und da will die Krankenkasse in der Schweiz für in Thailand niedergelassene Schweizer die doppelte Prämie einkassieren!!!).
Jetzt noch die Passfotos. Ich besitze zwar noch Passfotos von der Schweiz her. Aber darauf lächle ich. Zwar nicht hämisch und auch nicht schadenfreudig aber immerhin, ich lächle. Das ist Suspekt. Also müssen neue Fotos mit ernsthafter Miene her, wie es sich für einen 64-jährigen gehört. Der Fotoshop ist nicht weit und dank Digital-Kamera, Computer, guter Software und gutem Drucker bin ich nach ein paar Minuten Besitzer von neuen Passfotos. Wir machen noch schnell ein paar Kopien von verschiedenen Papieren und uns anschliessend auf den Weg zum Immigration-Office.

Gleicher Beamter:
Kontrolle: 2 Antragsformulare OK, 2 Fotos OK. 1 Rentenbescheinigung und 1 Arztattest geht nicht. Braucht je zwei. Bitte Kopieren. Pass: keine Kopie? Bitte kopieren. Bankbüchlein: keine Bescheinigung? Ausnahmsweise zugelassen, da meine Bank in Suphan Buri und man nicht will, dass ich die 300 Km dorthin unter die Räder nehmen muss. Bitte aber Bankbüchlein kopieren und nächstes Jahr Bescheinigung von Bank mitbringen. Gebühren: 1’900 Baht. Ausnahmsweise nur einmal. Pardon! Letzten Satz bitte nicht lesen. Meine Frau geht kopieren (65 Baht insgesamt: merkt jemand etwas?) und überreicht dem Beamten die Kopien. Jetzt scheint alles zu stimmen, aber erst nachdem ich auf jede Kopie meine Unterschrift gesetzt habe. Wir dürfen uns aufs Wartebänkchen setzen.

Nach einiger Zeit kommt eine Dame mit 2 Sternen auf der Uniform aus einem Büro, ruft etwas von Switzerland und fuchtelt mit meinem Pass in der Luft herum. Also begeben wir uns zu ihrem Pult und setzen uns. Ich werde nach Telefonnummer, meinem früheren Arbeitgeber, früherem Verdienst und ähnlichen Dingen gefragt und sie füllt auf dem PC ein Formular in Thai aus. Sie kontrolliert die Papiere nochmals und stellt richtigerweise fest, dass die Bankbescheinigung fehlt. Kurze Erklärung meiner Frau, anschliessend Kontrollfrage der 2-Stern-Dame an den 2-Nudeln-Mann auf der andern Seite des Ganges. Bank in Suphan Buri usw. OK, akzeptiert, aber nächstes Mal bitte… Und übrigens solle ich besser von der Kasikornbank auf die Krung Thai-Bank wechseln. Dann würde ich keine Bescheinigung benötigen. Wie bitte ??
Ich darf noch meine Unterschrift auf ein Formular in Thai setzen (welches weder meine Frau geschweige denn ich verstehen), dann zeigt sie mir meinen Pass mit dem bereits erteilten Jahresvisum. Ich solle nächstes Jahr 14 Tage vor Ablauf mit allen Unterlagen vorbeikommen, zwecks Erneuerung. Zudem müsse ich alle 3 Monate vorbeikommen, damit sie wüssten, dass ich noch da sei. Auf meine Frage, was ich denn machen solle wenn ich im Ausland sei, meinte sie, vor der Ausreise müsse ich ohnehin für 1’000 Baht ein Wiedereinreisevisum beantragen und die 3-monatige Frist beginne von der Wiedereinreise an zu laufen. Den Pass könne ich morgen um 14 Uhr abholen. Habe ich nicht soeben schon das Jahresvisum in meinen Pass gesehen. Aber ich bin ihr dankbar. So darf ich mich auch morgen an der frischen Luft auf dem Baht/Taxi erfreuen. Frage an meine Frau: Wer ist höher?

2-Sterne-Frau oder 2-Nudeln-Mann? Antwort: „work different very high army!
Aha! Vielleicht muss mein Visum ja noch von einem 3-Elephanten-Mann unterschrieben werden.

Ich bin gespannt was mich bei der Beantragung des thailändischen Führerscheins erwartet!

 

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