Zwei Geisterbusse und ein verlorenes Gesicht

Verschiedentlich schrieb ich über die Buslinien in Pattaya.Nachdem die erste Linie, die sogenannte „Green Line“, wegen der fehlenden Nachfrage wieder eingestellt worden war, folgte die „Red Line“, welche vom Delphin-Kreisel in Nordpattaya über Naklua – Kratinglai Intersection – Sukhumvit-Strasse – Chaiyapruek-Strasse – Jomtien-Strand – Südpattaya – Second Road – Delphin-Kreisel führt… Diese Route ist sehr gut frequentiert und eignet sich besonders gut für eine 1 ½-stündige Stadtrundfahrt für 20 Baht. In einem klimatisierten Bus notabene. Neuerdings habe ich an einer Haltestelle sogar einen Fahrplan gesehen, welchen offenbar ein frustrierter „Farang“ mit dem PC erstellt hat! Wenigstens 1 Fahrplan auf 40 km Strecke. Es beginnt langsam Formen anzunehmen!

A propos Haltestellen: diese sind zwar gekenntzeichnet, aber man stoppt den Bus zum Einsteigen mittels Handzeichen und mittels Klingel zum Aussteigen wo man gerade will. Im Gegenzug wird dann dafür an den Haltestellen nicht gehalten! Der „Red Line“-Bus in der Gegenrichtung wurde leider auch wieder eingestellt (die Haltestellen sind zwar immer noch gekenntzeichnet). Wie mir bzw. meiner Frau ein Buschauffeur erzählte, verkehrte in der Gegenrichtung nur ein einziger Bus. Man wollte zuerst schauen, wie viele Fahrgäste den Bus benützen. Kunststück, dass niemand einen Bus benützt, welcher alle 1 ½ Stunden einmal erscheint und für welchen nicht einmal ein Fahrplan publiziert ist.Nun, neuerdings geistern wieder gelbe und grüne Busse herum. Manchmal sieht man sie, meistens aber nicht. Woher sie kommen und wohin sie fahren und vor allem wann sie fahren, weiss keiner so recht. Ich frage mich langsam, ob es die Fahrer selber wissen. Die Informationen auf der Internetseite sind höchstens zu 50% korrekt. Dies beginnt bereits beim Fahrpreis! Die Linien werden übrigens von der „Pattaya Beach Bus“ betrieben. Nur dass ich leider seit der Einstellung der „Red Line“ in der Gegenrichtung am Pattaya Beach nie mehr einen Bus gesehen haben.Ist auch halb so wild. Denn wenn man nicht vorne oder zumindest in der Mitte sitzt, sieht man ohnehin nichts. Die Scheiben im hinteren Teil des Busses sind vollständig mit Reklame zugeklebt! Dafür stellte ich letzte Woche fest, dass nun in einem der Busse (vielleicht auch in mehreren) hinter dem Chauffeur ein grosser Fernseher montiert ist. Zum Glück lief er nicht. Wahrscheinlich haben sie gemerkt, dass es unzweckmässig ist, das Kabel der Kabelfernsehgesellschaft hinter dem Bus nachzuziehen (aaah, bin ich wieder einmal bösartig; aber es tut gut!).Dafür griff der Fahrer schon bald einmal zu einer Fernsteuerung und stellte das Radio ein. Wir wurden mit leiser, abwechslungsreicher und lüpfiger Thaimusik beglückt! Links vor mir sassen zwei ältere Ausländer, deren Ohren offenbar bereits ein wenig gelitten hatten. Der eine schrie den anderen an: „What did you say? I can’t hear you!“Ich wartete nicht lange, sondern stand auf und schrie nach vorne Richtung Fahrer: „bau bau“, was so etwas wie leise bedeutet. Immerhin sagte ich noch „krap“ hinterher. Der Fahrer erschrak dermassen, dass er das Radio gleich ganz ausschaltete. So etwas lasse ich mir nicht bieten. Ich will nicht auch noch im städtischen Bus „unterhalten“ werden, wenn man es so nennen kann. Es befanden sich zwar nicht viele Thailänder im Bus, aber seither soll es einen Fahrer geben, welcher verzweifelt sein verlorenes Gesicht sucht! Einer der beiden Herren (Australier) drehte sich zu mir um und meinte erleichtert: „thank you my dear; what did you say“. Ich sagte ihm „bau bau“, worauf er wissen wollte wie man das schreibt!? Er erzählte mir, dass er einmal 3 Monate in der Schweiz war. Dort würden sie einen ganz verrückt machen, meinte er verschmitzt. Komme man mit der Bahn irgendwo an, warte doch schon der Bus. Kaum aus dem Bus ausgestiegen, warte schon das Schiff und kaum sei das Schiff angekommen, fahre auch schon die Seilbahn ab. In Australien sei das ganz anders: wenn der Busfahrer sehe, dass der Zug ankomme, fahre er rasch weg. Sonst könnte es ja noch Arbeit geben. Wir haben uns prächtig unterhalten.  Im übrigen habe ich, ehrlich gesagt, lieber noch einen Fahrer mit lauter Musik als einen Fahrer der, wie kürzlich erlebt, das linke Bein auf die Mittelkonsole legt, mit der rechten Hand hinter dem Ohr kratzt, vor sich hin pfeift und mit der linken Hand den Bus mit Vollgas um alle Widersacher herumsteuert, sodass die Fahrgäste beinahe aus den Sesseln katapultiert werden. Am Jomtien-Strand bin ich ausgestiegen und habe auf einen der nächsten Busse gewartet, mit einem vernünftigen Fahrer.

Peter Furer, Pattaya

 

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert