Gae oder ‚wie baut man ein Haus ohne Lot und Wasserwaage’

Ich habe ja schon in der Geschichte ‚Da und das Haus’ erzählt, wie das mit dem Hausbau angefangen hat. Inzwischen sind die Positionen bezogen. Es wird von morgens 8 Uhr bis abends 18:00 auf der Baustelle geschuftet. Im wahrsten Sinn des Wortes: planlos! Denn ich habe immer noch keinen Bauplan gesehen. Und auch keine Wasserwaage. Obwohl inzwischen der Sockel für das Fundament sowie die senkrechten Säulen in Zement gegossen sind. Erstaunlicherweise sieht es ziemlich senkrecht und waagrecht aus. Und ich erkenne langsam unser Haus in Grundzügen. Da staune ich aber…Die Bauleute werden hier in Thailand von den Baufirmen aufgeboten. So quasi in Unterakkordanz. Nur der bereits erwähnte Bauleiter gehört zum Inventar. Also arbeitet bei uns eine ganze Familie. Vater Gae, seine Frau, 3 erwachsene Kinder mit ihren Partnern. Einigen Tanten und Onkeln und so. Und dann ist da noch Michael Schumacher. Ich nenne ihn so, weil er eine wirklich verblüffende Aehnlichkeit mit uns aller Michael hat. Ich habe ihm das auch gesagt. Er konnte vor Stolz kaum mehr gehen.

Da der Bauleiter eigentlich selten auf der Baustelle ist, hat Gae so das sagen. Das Problem ist, er hat keinen Bauplan. Und weiss auch sonst nicht so recht Bescheid über die Details. Mehr ein Mann für’s Grobe. Aber sehr nett und freundlich. Und man sieht schon, diese Menschen haben schon einige Häuser gebaut. Flink, erstaunlich produktiv und eigentlich recht effizient.

Ich muss an dieser Stelle Rang erwähnen. Er ist ein Eingeborener. Wohnt ganz in der Nähe der Baustelle. Irgendwann im Frühjahr haben wir uns kennengelehrnt. Ein netter, arbeitsloser, hilfsbereiter und zuverlässiger Kerl. Wir haben ihn im Laufe der Zeit so quasi zu unserem Vertrauensmann ernannt. Er bekommt auch Geld dafür. Er macht seine Sache wirklich gut. Organisiert die notwendigen Hilfskräfte für alle anstehenden Arbeiten. Er kennt hier jeden und alles. Und rennt herum für uns. Fährt hierhin und dorthin mit dem Motorrad. Und er hat meine ‚Baupläne’ verstanden. Hoffe ich…

Für den Betrieb des Zementmischers musste Strom her. Rang ist mit dem Motorrad verschwunden. Kommt nach ein paar Minuten mit einem Pickup im Schlepptau zurück. Hinten auf dem Pickup ein Holzmast oder besser ein Baumstamm. 6 Meter. Der Mann vom Pickup und Rang fangen an ein Loch zu graben. 1 Meter tief. Für den Mast. Der steht nun an der Strasse, vis-a-vis der Stromleitungen.

Der Mann mit dem Pickup geht. Rang auch. Nach einer Weile kommt er mit einem Mann auf dem Rücksitz zurück. Ein Elektriker. Mit der Lizenz, öffentliche Leitungen anzapfen zu dürfen. Vielleicht dürfen hier das alle. Ich weiss es nicht.
Es werden zwei schwarze Kabel quer über die Strasse gezogen. Am Holzmast befestigt und in unserem Garten an einem Baum angebunden. Der Zähler montiert. Fertig! Ich will eigentlich noch nach der Erdung fragen, aber ich glaube ich lasse das besser…

Jetzt haben die vom Bau auch Strom. Wasser? Wir haben ja unseren Teich. Also Wasser von dort. Tauchpumpe haben die. Einen langen Schlauch auch. Meine herzallerliebste kleine Frau Da schickt Rang zum Wassermann. Dieser Mensch macht hier alle Trinkwasserlöcher im Dorf. Er kennt sie alle. Die Wasserlöcher. Er kommt, fragt, wo soll das Wasserloch denn sein. Ich entscheide Ruck-zuck. Und er geht wieder.

Am nächsten Tag kommt er mit 5 Leuten. Vom Nachbarn wird Wasser angezapft. Natürlich ohne zu fragen. Und nun wird gebuddelt. Das heisst, eigentlich wird mit Muskelkraft ein Wasserrohr unter stetigem Wasserdruck von einer Motorpumpe in die Erde gedreht. Und das bis zu 60 Meter. Ich staune einmal mehr. Das Bohrwasser strömt oben aus dem Bohrloch, wird in einem Becken aufgefangen und über die Pumpe erneut in das Bohrloch gedrückt. Das geht recht schnell. Er hat 2 Tage gesagt. Aber bereits am Nachmittag stossen die auf Grundwasser. Wir sind bei 23 Metern. Er sagt, weiterbohren bringt Nichts. Das sind so Wasseraugen, wie er sagt. Und wir werden kein Problem mit Wassermangel haben. Er muss es ja wissen. Wir glauben ihm. Ich sage noch, wenn wir kein Wasser haben später, komme ich zu ihm zum Duschen. Er lacht und geht.

Unser Teich ist so 50 auf 30 Meter gross. Grundwasser. Damit wir den Ueberblick erhalten, heuert Rang 3 Männer an, welche die Uferböschung säubern. Und auch unter Wasser den Müll aufspüren sollen. Das machen die sehr gut. Schwimmen mit Lastwagenschläuchen im Teich herum. Lachen und sind fröhlich. Das Geld hat Rang auf 2000 Baht (80 Fr.) festgelegt. Das muss reichen.

Jetzt sieht unser Teich aus wie ich, wenn ich beim Frisör war. Zum Heulen. Aber die Natur wird das schon richten. Wie mit meinen Haaren auch. Wenn erst die Lotus-Blüten rumschwimmen. Und das Gras am Ufer spriesst, dann ist die Welt wieder in Ordnung.

eine herzallerliebste kleine Frau Da und ich machen es uns auf dem Bauplatz unter einem Mangobaum jeweils gemütlich. Zwei Liegestühle, einen Tisch. Und ein Auto voll Esswaren. Vor allem Gemüse. Meine herzallerliebste kleine Frau Da liebt ja bekanntlich Gemüse über alles. Hier sind wir im Schatten und haben alles unter Kontrolle. Sehen Gae beim Zuschneiden der Eisenstangen, Rang beim Lamentieren mit der Schwimmmannschaft und unsere schöne Nachbarin beim Wäscheaufhängen.

Uebrigens haben wir Rang den Auftrag zum Bau des Zauns um unser Grundstück gegeben. 308 Meter Zaun. Das macht er jetzt zusammen mit zwei Menschen aus dem Dorf. Die 150 Zaunpfosten aus Zement sind schon da. Alle zwei Meter ein Loch. Die haben gestern damit angefangen.

Die Baumenschen haben eine kleine Holzhütte gebaut. Unmittelbar neben der Baustelle. Dort schläft einer der Familie mit seiner Frau. Zum Bewachen der Maschinen und Bauteile. Hier in Thailand wird geklaut wie bei den Raben. Ich habe bemerkt, dass in der Nacht sogar Leute in unserem Teich fischen kommen. Na sowas! Und Kokosnüsse haben sie auch schon mitlaufen lassen. Wie wird das wohl enden. Vielleicht müssen wir den Zaun unter Strom setzen. Ich habe so an 2000 Volt gedacht. Oder einen Minengürtel dem Zaun entlang. Kampfhunde wären auch nicht schlecht. Ein Gewehr mit Schrotmunition macht sicher Eindruck…Auf jeden Fall werden wir uns etwas einfallen lassen müssen….

Fortsetzung folgt!

UB.

 

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