Toy und das Haus am See

Ich habe ja schon erzählt, dass Gevatter Gae und seine Familie unser neues Haus baut. Denkste! Nachdem die letzte Säule des Zementgerippes bis unter das Dach trocken war, haben sich Gae und Michael Schumacher aus dem Staub gemacht. Alles mitgenommen. Zwei Tage kein Mensch auf der Baustelle. Da kommt der Bauführer. Klärt uns auf, dass es 5 Teams gibt, welche auf den jeweiligen Bauabschnitt spezialisiert sind. Grosses Aufatmen. ‚Die Neuen kommen heute noch’,beruhigt er mich.Tatsächlich rollt kurz danach ein Lastwagen auf unser Land. Mit viel Stahl beladen. Das neue Team besteht aus drei Leuten. Ich nenne sie die drei Muskeltiere. Es sind Schweissspezialisten. Sie werden die Dachkonstruktion machen. So richtige Cowboys. Zwei kommen mit schweren Motorrädern zur Arbeit. Einer mit einem gelben Fahrrad. Wahrscheinlich irgendwo bei der Post geklaut. Genau dieses Gelb!

Das schwere Elektro-Schweissgerät hieven sie am Stromkabel in den 1. Stock. Stahlträger werden in Position gebracht. Verschweisst. Die Cowboys vollbringen artistische Leistungen. Eine Bereicherung für jeden Zirkus. Ich stehe mit offenem Mund da, wenn die drei Muskeltiere auf dem Dachfirst rumspazieren.
Wir haben ja schon in der Schweiz geplant, an unserem Teich ein Häuschen zu bauen. So für Mussestunden. Gemütlich zusammensitzen. Oder einfach, weil es schön ist. Rang und meine herzallerliebste kleine Frau Da beraten über den Standort. Rennen rund um den Teich. Messen hier und dort. Diskutieren, lamentieren und überlegen. Ich sauge lieber an meinem Strohhalm, schaue der schönen Nachbarin beim Wäscheaufhängen zu und lasse die Beiden machen. Es gibt sowieso nur einen Platz, wo das Haus gebaut werden kann.

Rang fährt mit dem Motorrad davon und kommt mit Toy auf dem Rücksitz zurück. Toy ist ein Handwerker aus der Gegend. Selbständig. Er hat hier schon einige kleinere Bauten erfolgreich errichtet. Wir sitzen also im Kreis und ich äussere meine Wünsche. Toy sagt, alles kein Problem. Wie könnte es bei einem Thai auch anders sein. Er will das zeichnen und uns morgen zeigen. Endlich jemand, der einen Plan zeichnet, bevor er anfängt zu bauen.

Die Skizze gefällt uns. Wir sind uns einig. Toy fängt an. Alles geht sehr schnell. Es wird Erde aufgeschüttet. Löcher gegraben. Säulen errichtet. Das Dach aus Stahlträgern geschweisst. Nach einer Woche ist das Häuschen schon fast fertig. So wie ein Pavillon. Sieht gut aus. Und einen Balkon bis über das Wasser hat es auch. Der Sohn von Toy hilft dabei. Manchmal kommt auch ein dritter Handwerker. Für die Maurerarbeiten. Zementmischen und so.
Am Ende der Regenzeit Ende Oktober hat unser Teich Höchststand. Jetzt in der Trockenzeit saugt die Sonne am Teich. Für den Zement haben die ebenfalls Wasser in rauhen Mengen entnommen. Ich muss dringend unsere Grundwasserpumpe in Gang setzen. Damit ich den Teich vor unserer Reise in die Schweiz noch ein bisschen auffüllen kann. Ich sage zu Rang, Prioritäten ändern. Zuerst Häuschen für die Wasserpumpe bauen. Provisorische Stromleitung bereitstellen, Schlauch kaufen und Röhren verlegen.

Rang schwingt sich wieder auf sein Motorrad. Auf dem Rücksitz Tschau. Das ist der mit dem kreislaufschonenden Gang. Sie kommen zurück und haben alles was es braucht bestellt. Rang hält meiner herzallerliebsten kleinen Frau Da eine Quittung unter die Nase. Für Zement, Steine, Stromkabel und Wasserrohre. Die Wasserpumpe haben wir schon vor Tagen gekauft. Ein kleiner Kraftprotz. Sie soll in unserem Haus später für den richtigen Wasserdruck sorgen. Hoffentlich kann sie das.

Hier in Thailand gibt es Heimwerkermärkte fast an jeder Ecke. Selbst ist der Thai. Und dort gibt es alles zu kaufen, was man sich vorstellen kann. Vom Gartenschlauch bis zum zentnerschweren Stahlträger. Wenn man bestellt und bezahlt hat, so kommt wenig später die Lieferung frei Haus. Oder frei Baustelle.
Rang und Tschau sind jetzt daran, der Pumpe ein Zuhause zu geben. Damit sie nicht nass oder geklaut wird. Ich will unbedingt eine Wasserprobe mit in die Schweiz bringen. Zur Analyse beim Wasserwerk. Ich möchte wissen, was später da so aus dem Wasserhahn tropft. Zu trinken wage ich dieses Wasser sowieso nicht. Es wird hier in Thailand entweger Regenwasser oder eigenes Grundwasser getrunken. Gilt als sehr sauber. Wir werden ja sehen! Oder das Wasser wird in grossen Plastikflaschen angeliefert. Zu einem Spottpreis. Frei Haus. Es gibt auch kommunale Wasserversorgung. Rohre bis zum Wasserwerk muss man auf eigene Kosten verlegen. Aber das Vertrauen in dieses Wasser ist nicht gerade gross bei den Thais. Dann lieber der Griff zur Flasche. Zur Wasserflasche.
Wahrscheinlich ist das für längere Zeit die letzte ‚Wahre Geschichte aus Thailand….’. Wir werden am Mittwoch Thailand Richtung Schweiz verlassen. Für ungefähr zwei Monate. Von über 30 Grad sonnigem Tropen-Wetter in den nasskalten, europäischen Winter. Mir graut jetzt schon. Aber wir freuen uns auf das Wiedersehen mit meiner Familie und unseren Freunden. Denn es gibt in Europa ja Heizungen. Gemütliche, warme Stuben. Ich habe schon versucht, das einem Thai zu erklären. Ohne Erfolg. Er kann sich Nichts unter Heizung vorstellen. Gemütlichkeit ist ihm fremd. Und warme Stuben werden hier mit aller Gewalt mit Klimageräten oder Ventilatoren bekämpft….

U.B.

 

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